Wer als aufmerksamer Leser der Gemeinderundschau den letzten Bericht eines politischen Mitbewerbers zur Eröffnung der Kreisverbindungsstraße nach Östringen liest, kann sich als Bürger der Gemeinde Mühlhausen nur ungläubig die Augen reiben und sein Unverständnis äußern. Insbesondere die historischen Aspekte zur Entstehung der Ortsumgehung B 39 lassen die Vermutung zu, dass der / oder die Erstellerin des Berichts erhebliche Kenntnislücken aufweist. Von daher gilt es einige der Fakten sich noch einmal in Erinnerung zu rufen.

Die Geschichte der Ortsumgehung Mühlhausen geht bis weit in die 70 `er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Schon damals mussten die Anwohner der Haupt- und später auch der Speyerer Straße eine, bedingt durch den ständig zunehmenden Verkehr mit hohem Schwerlastverkehrsanteil, erhebliche Lärm- und Staubbelastungen ertragen. Der Wunsch nach Entlastung war unübersehbar. Da aber die durch Mühlhausen führende B 39 eine Umleitungsstrecke der Autobahn A 6 war, musste eine Umgehungsstraße geplant werden. Die ersten Variantenplanungen der Umgehungsstraße lösten innerhalb der Bevölkerung erhebliche Kontroversen aus, eine damals gegründete Bürgerinitiative sammelte Hunderte von Unterschriften die sich gegen die damals von den Planern favorisierte „ortsferne Umgehung“ aussprach, die den Wald auch durch den entsprechenden Anschluss nach Rettigheim, fast dreigeteilt hätte. Richtig ist vielmehr, dass mit der Variante der „ortsnahen Umgehungsstraße“ die einzige realistische Möglichkeit ergriffen, diese zielgerichtet verfolgt und nach Jahren auch umgesetzt werden konnte. Genauso richtig ist auch, dass zu diesem Zeitpunkt die Stadt Östringen keinerlei Interessean einer Umgehungsstraße zeigte, die Forstverwaltung sowie die weiteren beteiligten Behörden weitere erheblich naturbelastende Varianten strikt ablehnten und der damalige Gemeinderat und Bürgermeister großen Wert darauf legten, dass das sehr wertvolle Waldgebiet nicht zerschnitten wird. Der neugewählte Bürgermeister Karl Klein ergriff 1992 unmittelbar nach seinem Amtsantritt die Initiative und stellte den Antrag, ein Planfeststellungsverfahren zu erstellen. Mit den Stimmen der CDU (damals gab es nur zwei Parteien im Gemeinderat) wurde diesem Antrag dann Rechnung getragen. Ca. 20 !! Jahre dauerte es dann, bis die Einweihung der Umgehungsstraße erfolgen konnte. Ohne diese Umgehungsstraße würden nach wie vor 15.000 Fahrzeuge durch die Ortsmitte von Mühlhausen fahren und unsere Gemeinde in zwei Teile zerschneiden. Von der erst kürzlich entstandenen Feinstaubdiskussion ganz zu schweigen wären die Belastungen für die Anwohner gerade mit Blick auf den Ausbau der A 6 und der damit verbundenen Staulagen unzumutbar geworden.

Auch dem Gemeinderat der 90`er Jahre war es wichtig, dass der unvermeidbare Eingriff in den Wald möglichst schonend erfolgt. Durch den Neubau der Umgehungsstraße mussten ca. 8 ha Wald eingeschlagen werden. Als Ausgleich wurden insgesamt ca. 40 ha an Wald- und Naturflächen ausgewiesen und zur Verfügung gestellt. Mehrfach wurde auch im Planungsverlauf der Trassenverlauf korrigiert, um z.B. alte Eichenbaumbestände zu erhalten. Eine umfassende Umweltverträglichkeitsuntersuchung ergab erhebliche Kompensationen für die Natur. Mühlhausen wurde von einer sehr hohen Verkehrsbelastung entlastet und mit der Eröffnung der Kreisverbindungsstraße nach Östringen erzielt die Ortsumgehung nun auch ihre gewünschte verkehrsentlastende Wirkung für den Ortsteil Rettigheim. Die damalige Rolle des Naturschutzbundes (NABU) war eher die, dass alles versucht wurde, den Bau der Umgehungsstraße zu verhindern.

Über eine vielleicht mögliche, zukünftige Ortsumgehung der Stadt Östringen mit ihren evtl. Auswirkungen zu philosophieren, ist derzeit reine "Spekulation". Zum Bau einer Ortsumgehung für die Stadt Östringen ist derzeit weder eine Variantenuntersuchung noch ein Planfeststellungsverfahren eröffnet. Wer also den Anschein erweckt, dass eine Ortsumgehung Östringen in den nächsten Jahren realistisch wäre, der sagt entweder bewusst die Unwahrheit oder möchte aktuelle Stimmungen aufgreifen und daraus Profit schlagen.

Die Gemeinde Mühlhausen ist in den letzten Jahren ihrer großen Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Natur nachgekommen. Lediglich 20 % der Gemarkungsfläche sind bebaut und 80 % der verbleibenden unbebauten Flächen stehen unter Natur- und Landschaftsschutz. Das ist vorbildlich und verdient keine Kritik einer Partei, die damals noch nicht im Gemeinderat vertreten war. Umweltschutz und Erhalt unserer naturnahen Umgebung wie auch der Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger vor Dreck, Lärm und Feinstaub war den Verantwortlichen des Gemeinderats auch schon vor 2014 schon immer ein wichtiges Anliegen. Daran gilt es festzuhalten. Wir freuen uns mit den Anwohnern der Östringer- und Rotenberger Straße in Rettigheim über die Verkehrsentlastung. Wir werden nach der erfolgten Abstufung zur Gemeindestraße die notwendigen baulichen Veränderungen zur nachhaltigen Geschwindigkeitsreduzierung konsequent unterstützen.

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